Standard-Lebensläufe sind nicht so mein Ding. Deshalb beantworte ich einfach einige meiner Lieblingsfragen, die ich in Vorstellungsgesprächen selbst immer gestellt habe.
Sie haben 30 Tage Zeit, um an etwas zu arbeiten, wofür Sie sich begeistern. Was wäre das?
Ich würde mich mit Potenzialentfaltung im heutigen Profifußball beschäftigen. Unter anderem mit den Fragen: Warum können manche Mannschaften ihr vorhandenes Potenzial in entscheidenden Situationen nicht abrufen? Was ist das Erfolgsrezept von “kleinen” Nationalmannschaften wie z.B. Island?
Wenn Sie eine Stadt wären, welche wäre das und warum?
Barcelona – kreativ und nonkonformistisch! Lebendig, vielseitig, mutig und ein bisschen rebellisch.
Gibt es eine Frage mit der Sie sich beruflich immer wieder beschäftigen? Welche ist es und was finden Sie an ihr so spannend?
Seitdem ich mich mit Kreativität als Kompetenz und Haltung beschäftige, treffe ich andauernd auf die Frage „Wie kreativ bin ich?“ Mich hat das überhaupt nicht weitergebracht, deshalb habe ich die Frage umformuliert: „Wie bin ich kreativ?“ bzw. für Teams „Wie sind wir kreativ?“
Wenn ich mein ganzes Potenzial nutzen möchte, muss ich es erstmal entdecken und dann herausfinden wie ich es unter welchen Umständen freisetzen kann. Das ist sehr individuell und komplex – und spannend.
Was inspiriert Sie?
Ich sehe mir jeden Tag in der Früh einen TED Talk an, irgendeinen, der mich in diesem Moment gerade anspricht. Die unterschiedlichen Inhalte und Perspektiven führen mich meistens zu weiteren Themen und/oder verschaffen mir ein Aha Erlebnis. Und wenn ich mich mit Anderen dazu austausche, ist das dann nochmal sehr bereichernd. Besonders inspiriert haben mich die Talks: „How great leaders inspire action“ von Simon Sinek und „The power of vulnerability“ von Brené Brown.
Was hat Sie unabhängig von Schule und Beruf geprägt?
Die Zeit während meines 6-monatigen Auslandspraktikums in Córdoba, Argentinien. Ich war 23 und bin angereist mit Sonnenhut und Laptop. Ich konnte nur einen Satz auf Spanisch. Die Werbeagentur, bei der ich das Praktikum machen sollte, war die Woche zuvor Pleite gegangen. Meine „Gastmutter“ hatte weder Telefon, Internet, Fernseher noch Waschmaschine. Ich wohnte direkt an der „roten Zone“. Das ist da, wo die Busse abends sicherheitshalber nicht mehr anhalten, auch nicht an roten Ampeln. Ich habe ausprobiert was es bedeutet „Not macht erfinderisch“ und habe Europa aus einer anderen Perspektive kennen gelernt. Geprägt hat mich zu merken, welche Lebendigkeit wir in Deutschland zugunsten unseres Leistungsanspruchs aufgeben – inzwischen weiß ich, es kann parallel funktionieren.
Was würde Ihr „ICH“, 10 Jahre in der Zukunft, Ihrem jetzigen ICH raten?
Trau dich weiterhin auch un-perfekt zu sein. In deinem Herzen weißt du, dass Scheitern weniger schlimm ist, als einen Versuch gar nicht erst zu wagen.
Beschreiben Sie eine große Herausforderung und wie Sie damit umgegangen sind?
Vor Jahren musste ich für ein Automobil-Event eine Offroad-Rennstrecke in der Wüste bauen (lassen). In der Nacht bevor die Gäste kamen, ist der Verantwortliche für die Streckenkonzeption abgesprungen und die einzige Walze im Umkreis hat den Geist aufgegeben. Dann gab es einen Sandsturm. Ich stand nachts allein mit ca. 50 marokkanischen Arbeitern da und war total verzweifelt. Dann haben wir angefangen zu improvisieren. Die einen haben ein Zelt über der Walze gebaut und sie mit Hilfe von Internet-Videos repariert. Ich habe die Streckenführung festgelegt und abgesteckt. Wieder andere haben Tee und Essen besorgt. Die Gäste, und sogar zwei ehemalige Rallye-Profis, waren am nächsten Tag vom Fahrerlebnis auf der Strecke begeistert.
Welche Bücher verschenken Sie am häufigsten?
„Der Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafón
„Das Hotel New Hampshire“ von John Irving
„Make them go! Was wir vom Coaching für Spitzensportler lernen können.“ von Hans-Dieter Hermann
“Was wir sind und was wir sein könnten. Ein neurobiologischer Mutmacher.” von Gerald Hüther
Welche Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch Ihr (Berufs-)Leben?
Psychologie, Geschichten und Kreativität
Psychologie:
An der LMU in München habe ich Psychologie studiert und mich in meiner Werber-Zeit auf Markt- und Werbepsychologie fokussiert. Mit den Jahren als Führungskraft wurde mein Wunsch, mich mit Menschen auf einer persönlichen Ebene zu beschäftigen, immer größer. Parallel zu einer Coaching- und Teamentwicklungsausbildung bin ich dann auch innerhalb der Agentur in die HR gewechselt und war zuständig für Talent Management, Recruiting und Organisationsdesign. Von diesen Erfahrungen, den Perspektivwechseln und dem Kompetenz-Mix profitiere ich heute sehr.
Geschichten:
Germanistik habe ich studiert, weil ich Bücher liebe. In meiner Agentur-Zeit habe ich Geschichten (in der Werbung sagt man Brand Stories) entwickelt und daraus Markenerlebnisse geschaffen. Heute beschäftige ich mich mit den (Lebens-)Geschichten meiner Coachees, Teams und Firmenkunden. Was mich fasziniert, ist, welche Wirksamkeit Geschichten haben, indem sie Fakten, Werte und Bedeutungen greifbar machen und emotional aufladen.
Kreativität:
Es hat lange gedauert bis ich mich selbst als kreativ bezeichnet habe. Das passiert oft, weil man das, was einem leicht fällt, als selbstverständlich wahrnimmt. In meinem Verständnis entsteht Kreativität aus den persönlichen Begabungen. Bei mir ist das zum einen ein „interpersonales“ Talent, das Potenzial, Gefühle, Absichten, Wünsche und Handlungen anderer zu verstehen. Und zum anderen die „intrapersonale“ Fähigkeit, sich selbst zu verstehen und zu reflektieren.
Wovor haben Sie großen Respekt?
Vor Menschen, die Verantwortung für sich und ihr Handeln übernehmen – mit allem was dazu gehört.